Waffen sind keine glücksbringenden Geräte
Als ich 16 war, aufgewachsen in der DDR in der Zeit und dem Eindruck des Kalten Krieges, habe ich beim Rezitatoren-Ausscheid des Bezirkes das Kapitel 31 aus dem Daodejing vorgetragen. Damals in der nach wie vor genialen Übersetzung von Ernst Schwarz, die in der DDR als Reklam-Ausgabe erhältlich war.
Zeitsprung: Seit 31 Wochen lesen wir am Ende unserer Online-Meditationsgruppe in chronologischer Folge ein Kapitel des Daodejing in der Übersetzung von Ansgar M. Gerstner. In der letzten Woche, als der Krieg Russlands gegen die Ukraine begann, kamen wir so an das 31. Kapitel, das ich hier mit Euch teilen möchte (gekürzt):
„Waffen sind keine glücksbringenden Geräte. Unter den Menschen gibt es welche, die diese verabscheuen. Daher, wer das Dao hat, verweilt nicht mit ihnen. Im verbleiben schätzen die Edlen die linke Seite. Im Waffengebrauch schätzen sie die rechte Seite. Waffen sind keine glückbringenden Geräte. Sie sind nicht die Geräte der Edlen. Wenn sie nicht anders können, als sie zu gebrauchen, ist Ruhe und Mäßigung das Beste. Wenn man siegt, beschönigt man nicht. Wer dies dennoch beschönigt, der erfreut sich am Töten von Menschen … Im Reden behandle man den Krieg wie eine Bestattungszeremonie. Wenn Menschen in Mengen getötet werden, sollte man dies in Trauer und Gram beweinen. Siegt man in einem Gefecht, sollte man dies wie eine Bestattungszeremonie behandeln.“
Ich wünsche euch inneren und äußeren Frieden.
Der gesamte Text des 31. Kapitels und des Daodejing samt Übersetzung und Kommentaren findest Du hier in der Dissertation von Ansgar M. Gerstner als pdf