Zhuangzi & Richard Wilhelm
In meinen Aufenthalten in Qīngdǎo 青島 in den 90er Jahren war ich auch auf Spurensuche der Zeit der grausamen deutschen Besatzung Ende des 19./Anfang des 20. Jh. Dabei war das Wirken Richard Wilhelms (1873-1930) in Tsingtao, wie die Stadt ins Deutsche transkribiert wurde, ein Lichtblick. Als evangelischer Missionar gesandt, begann er sich für die chinesische Kultur und Sprache zu begeistern. Die Ideologie der Überlegenheit der Deutschen gegenüber anderen Völkern war ihm zuwider. So zog er sich aus seiner Missionstätigkeit zurück und widmete sich der Übersetzung klassischer Chinesischer Schriften. Rückblickend sagte er über diese Zeit: „Es ist mir ein Trost, daß ich als Missionar keinen Chinesen bekehrt habe“.
Bekannt sind seine noch heute relevanten Übersetzungen des I Ging (易經, Yì Jīng) und Tao Te King (道德经, Dào Dé Jīng), die u.a. C.G. Jung und Hermann Hesse maßgeblich inspiriert haben. In Hesses Glasperlenspiel gibt es einen deutlichen Bezug zum Yì Jīng, dem Buch der Wandlungen.
Gegenwärtig lesen wir nach der Meditation aus dem Zhuāngzǐ (莊子) wechselnd die empfehlenswerte Übersetzung von Viktor Kalinke (Reklam) und eben die Übersetzung Wilhelms (Diederichs Gelbe Reihe).
Letztere findet ihr hier als PDF zum Download (der Link stammt von der Ruhr-Uni-Bochum).
Viel Spaß und erhellende Momente beim Lesen!